Jakobskreuzkraut Ausreißaktion 2020

Jakobs-Kreuzkraut Ausreißaktion

Das Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaea, heute meist Jacobaea vulgaris), auch Jakob-Greiskraut[1] und Jakobs-Kreuzkraut sowie Jakobskraut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Senecio innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae).

   

Die Pflanze ist ursprünglich in Europa und Westasien beheimatet und kommt inzwischen auch in Amerika und Ozeanien vor. Alle ihre Teile sind giftig.

Korbblütlertypische Blütenkörbchen mit Zungen- und Röhrenblüten

Jakobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea)

Vorkommen

Das Jakobs-Greiskraut ist an Feldrändern, auf WiesenAckerbrachenMagerrasen und in anderen Gras- und Staudenfluren recht verbreitet. Seine Ansprüche an den Boden sind nicht besonders groß. Es gedeiht am besten auf mäßig frischen bzw. wechselfrischen, mehr oder weniger nährstoff- und basenreichen, humosen Lehm– und Sandböden in humidem Klima. Es gilt als eine Charakterart des Verbands Cynosurion, doch kommt es auch in Gesellschaften der Verbände Arrhenatherion, Mesobromion, Koelerio-Phleion oder Dauco-Melilotion vor.[2]

Da die Samen des Kreuzkrauts zusätzlich zur Windausbreitung gut an beispielsweise landwirtschaftlichen Maschinen, anderen Verkehrsmitteln, aber auch an Kleidung, sowie Fell und Federn haften, etabliert es sich schnell auf benachbarten Flächen.[3]

Inhaltsstoffe und Giftigkeit

Diese Pflanzenart wird von Landwirten und Pferdehaltern nicht gerne gesehen, da alle ihre Teile auf Grund der enthaltenen leberschädigenden Pyrrolizidinalkaloide giftig sind, auch bei Hautkontakt. Der Gehalt ist in den Blüten bis zu doppelt so hoch wie im Kraut. Im Einzelnen sind Acetyl-, E– und Z-Erucifolin, 21-Hydroxyintegerrimin, Integerrimin, Jacobin, Jacolin, Jaconin, Jacozin, Retrorsin, Ridellin, Senecionin, Seneciphyllin, Senecivernin, Spartioidin und Usaramin enthalten.[11] Die Alkaloide bleiben im Gegensatz zu vielen anderen Giften bei der Konservierung in Heu oder Silage wirksam und werden auf diese Weise auch von Weidetieren mit aufgenommen, welche die im frischen Zustand bitter schmeckenden Kräuter ansonsten eigentlich meiden.[12] Auch kleine Dosen schädigen die Leber dauerhaft, so dass eine schleichende Vergiftung über Jahre möglich ist. Insbesondere bei Pferden, aber auch bei Rindern kann das Kraut zu ernsthaften Erkrankungen und schließlich zum Tod führen.[13] Als tödliche Dosis für Pferde werden dabei 40 bis 80 Gramm Frischpflanze pro Kilogramm Körpergewicht genannt, bei Rindern 140 Gramm. Schafe und Ziegen sind weniger empfindlich, bei Aufnahme größerer Mengen (zwei bis vier Kilogramm pro Kilogramm Körpergewicht) sollen aber auch bei diesen Todesfälle auftreten.[14] Offensichtlich sind Kaninchen[15] und verschiedene Nagetiere (beispielsweise Meerschweinchen und Wüstenrennmäuse) [16] resistent gegen oral aufgenommenes Jakobs-Kreuzkraut. Die intravenöse Verabreichung des Gifts führte allerdings zum Tod von Kaninchen, was darauf schließen lässt, dass es im Magen-Darm-Trakt der Tiere inaktiviert oder nicht resorbiert wird.[15] Kaninchen mögen die Wurzeln des Jakobskreuzkrauts und der Rückgang der Kaninchenpopulation soll so ein Grund für die Häufigkeitszunahme des Jakobsgreiskrauts sein.[17] Wegen seiner Giftigkeit wird das Kraut heute nicht mehr als Heilpflanze verwendet.

Es ist möglich, dass Pyrrolizidinalkaloide über pflanzliche Nahrungskomponenten in den menschlichen Nahrungskreislauf eingetragen werden.[18] Der Übergang von Pyrrolizidinalkaloiden in den Nektar und mit diesem in Honig wurde nachgewiesen.[19][11] Untersuchungen ergaben eine vergleichsweise geringe Belastung bei deutschen Honigen, kritischer ist dies bei Honigen aus Übersee.[20] Das Bundesinstitut für Risikobewertung fordert aufgrund der extremen Giftigkeit eine Nulltoleranz für Pyrrolizidine;[21] bis heute gibt es allerdings bei Lebensmitteln weder Regelungen bezüglich Höchstmengen noch regelmäßige Kontrollen.[22] Kontrollprogramme an Tees und Kräutertees wurden vom Bundesinstitut für Risikobewertung gestartet,[23] an Honig vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg.[24]

Innerhalb der Art können zwei Chemotypen unterschieden werden: ein in Nordwesteuropa verbreiteter Jacobin-Chemotyp und ein in Südosteuropa verbreiteter Erucifolin-Chemotyp.[11]

Bekämpfung

In Nordrhein-Westfalen kam es ab 2008 zu einer verstärkten Verbreitung auf Stilllegungsflächen, extensiv genutzten Weiden, insbesondere Pferdeweiden, Extensivgrünlandflächen, Wegrändern und Böschungen. Das Jakobskreuzkraut fand man dort auf Weiden mit mangelnder Weidepflege und unterlassener Nachmahd. Besonders häufig ist es daher auf Pferdeweiden, da weidende Pferde die Pflanzen im Unterschied zu Rindern oder Schafen kaum fressen. Auf Pferdeweiden findet man zudem viel häufiger überweidete Bereiche und Stellen mit unbewachsenem Boden, auf denen das Kreuzkraut optimale Keimbedingungen findet. Um die Samenbildung der Pflanze zu verhindern, wird geraten, betroffene Flächen spätestens bei Blühbeginn zu mähen. Durch zweimalige Schnittnutzung vor der Blüte kann das Jakobskreuzkraut zurückgedrängt werden. Das Jakobskreuzkraut, insbesondere Einzelpflanzen, kann auch mechanisch bekämpft werden, vor allem durch Ausreißen oder Ausstechen.

Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen ist der Meinung, dass bei stärkerem Befall eine chemische Bekämpfung mit Herbizid kaum zu umgehen ist, sofern keine zweimalige Mahd erfolgt. Zur Vorbeugung solle für eine dichte Grasnarbe ohne Fehlstellen gesorgt werden, so dass der Samen nicht zur Keimung gelangen kann. Bei Fehlstellen soll laut Landwirtschaftskammer eine Nachsaat mit Grassamen durchgeführt werden.[25] Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung gibt diese Empfehlung für Rinderweiden.[26] Der Naturschutzbund (NABU) Schleswig-Holstein dagegen warnt vor Panikmache und weist auf die wichtige ökologische Rolle der Pflanze hin. Beispielsweise sind vier Flohkäferarten auf Jakobskreuzkraut angewiesen. Für den NABU ist das verstärkte Auftreten von Jakobskreuzkraut ein Hinweis auf Überbesatz von Pferdekoppeln und erkennt, dass auf herkömmlich gepflegten Viehweiden die Pflanze kaum Entwicklungschancen hat. Ein wichtiger Fressfeind des Jakobskreuzkrauts ist ein Schmetterling, der Blutbär. Beobachtungen im Naturschutzgebiet Heidkoppelmoor haben gezeigt, dass dichte Bestände von Jakobskreuzkraut innerhalb von zwei Jahren selbst zusammenbrechen.[27] Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, empfiehlt das Bayerische Landesamt für Umwelt auf Verwertung und Entsorgung des Schnittgutes zu achten, sodass keine Pflanzenteile oder Samen in die Landschaft gelangen. Bei Materialtransport ist also auf die Verpackung des Schnittguts zu achten. Die Entsorgung auf einem Miststock, einen Gartenkompost oder in herkömmlichen Grüngut-Annahmestellen ist zu vermeiden, da so eine weitere Ausbreitung gefördert wird.[3]

Im Sommer kann man auffallend gelb-schwarz gestreifte Raupen am Jakobs-Greiskraut beobachten. Es handelt sich dabei um Raupen des Jakobskrautbären (Tyria jacobaeae), einer Schmetterlingsart, die sich auf Greiskräuter, insbesondere auf das Jakobs-Greiskraut, spezialisiert hat. Die Raupen werden durch das aufgenommene Gift für Fressfeinde ungenießbar.[4]

Das Jakobs-Greiskraut wird vom Rostpilz Coleosporium senecionis mit Aecidien und Basidiosori befallen.[5]

Nach dem Beispiel der Bekämpfung des giftigen Krauts in Nordamerika und Neuseeland setzen Forscher in Schleswig-Holstein künftig neben den Raupen auch Flohkäfer ein. Diese fressen die Wurzeln des Jakobskrauts an.[6]

Jakobskrautbären-Raupen (Tyria jacobaeae) auf der zungenblütenlosen Unterart Dünen-Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaea subsp. dunensis)

Das heimische Jakobs-Kreuzkraut ist jedoch auch ein natürlicher Teil der Kulturlandschaft. Vielen Insektenarten dient es als Futterpflanze, welche sich teilweise stark auf die im Juli blühende Art spezialisiert haben, da das Nahrungsangebot in dieser Zeit eher knapp ist.[3]

Quelle (Text, Bilder und Verweise): https://de.wikipedia.org/wiki/Jakobs-Greiskraut